Gedacht

Schöner neuer Konservatismus

Wir leben in einem freien, liberalen Land. Fortschrittlich! Modern. Land der Dichter und Denker. Wir sind so offen. Tolerant. Grandios!

Wir sind so tolerant, dass es vollkommen normal ist, dass Menschen von einer „Herrschaft der Belästigten“ sprechen, so als ob Opfer keine Opfer mehr wären, nicht mehr leiden würden, sondern mit Gewalt andere zu Gleichberechtigung unterjochen wollen würden.

Wir sind so tolerant, dass niemand in einer Runde von erwachsenen Menschen offen das Kind beim Namen nennt, wenn eine Politikerin im Fernsehen homophobe und menschenfeindliche Äußerungen von sich gibt.

Wir sind so tolerant, dass der Bundespräsident zehntausende Berichte von Frauen mit Sexismus, entgegen jeder Wissenschaft und Forschung, als Tugendfuror bezeichnen darf, ohne, dass sich auch nur ein_e Politiker_in distanziert.

Wir sind so tolerant, dass gleichgeschlechtliche Partnerschaften immer noch nicht voll mit der Hetero-Ehe gleichgestellt sind, um irgendein Familienbild des letzten Jahrhunderts zu schützen.

Ach, was sind wir für eine moderne, offene, tolerante Gesellschaft.

Und eine ganze Generation junger Menschen konserviert ihre Träume in gegilbtem Feuilleton-Zeitungspapier, auf dass sie im Schutze dieser modernen Kultur die Zeiten überdauern.

  • http://vieleineinemblog.wordpress.com C.Rosenblatt

    schöne freie Welt…

  • Honey Badger

    Ich habe heute wieder die Kommentare unter der Kolumne von Fleischhauer gelesen. Das klingt wie ein Sammelbecken von Sexisten und Antifeministen. Das Schlimme daran ist: Man kann vielen Leuten diese Kommentare oft gar nicht als Beweis für das Problem frauenverachtender oder sexistischer Ansichten in Deutschland vorlegen, da die Frauenverachtung oft noch nicht einmal bemerkt wird. Dafür wird aber Kritik an solchen Einstellungen grundsätzlich als männerfeindlich oder tugendbesessen gewertet.

    Ich frage mich, ob das ein Problem mangelnder Erkenntnis oder eines absichtlicher Verleugnung ist.