Gedacht
Kommentare 31

Konservativ und modern: ein Sommermärchen.

HH

Die Sonne brennt, der Schweiß rollt langsam die Schläfen herab, und ein Prisma stopft das Sommerloch: Deutschland 2013. Während die Deutschen ihre Rasenmäher um ihre kleinbürgerlichen Gartenzwerge bewegen, ruft „Die Welt“ den Tugendterror aus, und Kristina Schröder trägt ihren Teil zur Bildung junger Menschen bei, in dem sie das rhetorische Mittel des Oxymorons verschriftlicht: modern und konservativ, das ginge, sie habe hier 15 Punkte aufgeschrieben. Am Ende der Liste: sie selbst. Woanders erklärt Marusha, was zu viele Partydrogen und schlechter Techno verursachen: sie fordert Schwarz-Grün. Modern und konservativ, oder so. Nebenbei fahren gleich mehrere Zeitungsverlage ihre entsprechenden Kampagnen, und die FAZ Redaktion tut entsetzt, dass man mit 3009 Euro netto/Monat bereits reich ist.

In einer Zeit, in der „Vollbeschäftigung“ in Deutschland dank lustiger Rechnereien der Arbeitsagenturen in erreichbarer Weite liegt, ändern sich seit Jahren schleichend aber sicher die Spielregeln auf dem Arbeitsmarkt. In Deutschland ist der Wandel zu einer Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft so gut wie vollzogen: 2010 waren 71% der Erwerbstätigen im Dienstleistungssektor beschäftigt (Autorengruppe Bildungsberichterstattung, 2012: 22). Folglich erhalten Anforderungsprofile an Bewerber_innen, die „analytisches Denken, Kommunikations- und Problemlösungskompetenzen“ betonen, stärker an Bedeutung. Die typischen, überwiegend körperlich tätigen „Arbeiter_innen“, welche die SPD so gerne vertritt vertreten will und als einzige Gruppe mit gut gestellten Lobbygruppen (Gewerkschaften) auf dem Arbeitsmarkt agieren kann, gibt es in diesem Sinne zwar noch, sie spielt aber eine vergleichsweise kleine Rolle.

Was dagegen eine große Rolle spielt, sind eine Fülle sogenannter „atypischer“ Beschäftigungsformen: z.B. Leiharbeit, Teilzeit <31 Stunden, geringfügig oder befristet Beschäftigte. Die Geister, die man zu Anfang der Jahrtausendwende und dann erneut zur Abwendung der Wirtschaftskrise rief, wollen einfach nicht mehr gehen. Gerade junge Leute, die neu in Jobs einsteigen, finden nur befristete Stellen oder müssen Praktikum nach Praktikum absolvieren, in einer Szene, in der 300 Euro/Monat für eine 40 Stundenwoche Praktikumsstelle in den gut bezahlten Bereich gehört. Doch diese atypische Beschäftigung trifft nicht nur gut ausgebildete, junge Menschen, die neu auf den Arbeitsmarkt drängen: unter der Gruppe der Beschäftigten ohne Ausbildung und im tertiären Sektor finden sich die höchsten Anteile atypisch beschäftigter Arbeitskräfte (vgl. IAB Handbuch Arbeitsmarkt 2013: 44). Bei Frauen haben atypische Beschäftigungsformen die normale Beschäftigung seit 1991 längst überholt, ihr Anteil verdoppelte sich sogar.

Eine Einschränkung der Leiharbeit, wie von der SPD gefordert, und flächendeckender Kitaausbau mitsamt kostenfreien Kitaplätzen, sind keine sozialdemokratische Wahlkampfromantik, sondern bitterer Ernst. Überlebenswichtig, nicht nur für viele Arbeitnehmer_innen, sondern auch Unternehmen. Bereits 2008 wurde 24% des gesamtwirtschaftlichen Arbeitsvolumens durch atypische Beschäftigung erwirtschaftet, gar 39% aller Arbeiternehmer_innen waren atypisch beschäftigt. Das ist mehr als jede Dritte. Von einem Durchschnittseinkommen von 30.000 Euro/Jahr können diese Personen nur träumen, aber richtig beschweren können sie sich auch nicht - sie sind ja beschäftigt. Wenn auch nicht richtig. Atypisch halt. Ganz modern und konservativ, ne!

Und so lullen sie uns weiter ein, was für ein tolles, fittes, gesundes Land wir doch seien, und wie gut es doch sei, wenn ein Fach nicht Sachkunde, sondern Sach- und Heimatkunde hieße. Es fehlt nur noch, dass Kristina Schröder mit Angela Merkel Hand in Hand die Almwiese herunter steigen und „Franzl, Franzl“ „Brüderl, Brüderl“ rufen. Sissi Schröder und die deutsche Kaiserin Merkel, im modernen Konservatismus vereinigt. Bei DSDS singen die Teilnehmer_innen derweil nicht mehr nur Popsongs sondern auch Schlager, und Heino covert Rammstein. So edgy. So konservativ. So modern…

Nein, modern ist das nicht. Modern wäre, das Ehegattensplitting abzuschaffen, statt es auf alle Lebenspartnerschaftsmodelle auszuweiten. Modern wäre, Kindergärten allen anzubieten, kostenlos, anstatt Betreuungsgeld für die Wahlzielgruppe einer religiös-konservativen Volkspartei einzuführen. Modern wäre, allen Menschen die Möglichkeit auf richtige Beschäftigung zu gewähren, von der sie leben können, in Form von Mindestlohn oder Geschlechterquote, und nicht die Light-Modelle der Regierung. Modern wäre, Europa als Chance wahrzunehmen, und nicht als Bedrohung nationalstaatlicher Interessen, so wie 1871. Modern wäre, sich nicht von einem diffusen Bedrohungsgefühl Angst machen zu lassen, sondern unsere Selbstbestimmung und Freiheit zu verteidigen - modern wäre also, VDS und Prism, und was noch alles kommt, abzuschaffen, und nicht in moderaten oder anders verarteten Formen einzuführen. Modern wäre, diese Regierung abzuwählen, und ihre Copycat-Merkel gleich mit.

Egal, wie sehr sie es alle versuchen: die Union wird nicht modern, wie soll sie auch, ihre Chefin schläft und kopiert und im Zeitgeist hängen sie in den 1960er Jahren. Die Union ist konservativ, und das sollten wir als das erkennen, was es ist: alt, verstaubt, elitär, den jeher mitgebrachten Altvorderen dienend. Konservativ ist nicht modern, ist nicht cool. Da hilft es auch nicht, die Inhalte der anderen zu covern, Heinoesque: es bleibt eine Mogelpackung.

Der Sommer lullt ein, der Sommer ist schwül.

Aber gewählt wird im Herbst.

 

Siehe auch: Autorengruppe Bildungsberichterstattung: Bildungsbericht 2012, 2012; IAB: Handbuch Arbeitsmarkt 2013, 2012

  • h_in_b

    mehr auf die 12 als dieser text ist kaum vorstellbar.
    großartig. danke. h

  • http://www.laute-irrt.de Moritz

    Die Union ist verstaubt. Die SPD lässt sich derweil von
    einem Springer-Mann ein neues Makeup auftragen. Gewählt wird im
    Herbst, aber viel Wahl gibt es nicht.

  • http://www.kritikkultur.de Claus

    Nun ja. Das ist schon ziemlich stammtischig, was Du hier schreibst. Aber gut es ist Wahlkampf…

    • Mina

      Was genau ist stammtischig? Die Fakten über atypische Beschäftigungsformen und Arbeitsmarktentwicklungen oder der Part, wo ich erkläre, was das Wort „konservativ“ bedeutet? :)

      • http://www.kritikkultur.de Claus

        Du zeichnest ein Bild von einem Land, indem es den Menschen schlecht geht. Und das ist Stammtisch erster Ordnung. Bei uns jungen Berufseinsteigern ist die Situation z.B. mitnichten so negativ, wie ihr (die Opposition) den Leuten einreden wollt.

        Aber gut. Klopft ihr Euch hier mal kräftig gegenseitig auf die Schulter. Ich gönne es euch ;-)

        • Mina

          Achso, nein, das hast du falsch verstanden. Es geht nicht darum, dass es allen schlecht geht (oder dem Durchschnitt oder der Mehrheit oder …) - im Vergleich zu Spanien oder Griechenland wäre das schlicht falsch. Sondern darum, dass es genügend Gruppen gibt, die in der guten Entwicklung abgehängt werden oder ganz außen vor bleiben. Das sind meist nicht eure Zielgruppe (auch nicht typisch die der SPD, wie beschrieben), und das halte ich für gefährlich.

          Der Rest ist thematisch eher an diesem „Konservativ ist in“-Hype der Medien und Gesellschaft orientiert. Man kann das gut finden, muss man aber nicht.

          • http://laute-irrt.de Moritz

            Was meinst du mit dem „Konservativ ist in“-Hype? Die Umfragewerte der Union?

          • Mina

            Nein, die im Text erwähnten Artikel/Aktionen/Personen, welche sich zu einem Trend verdichten. Hype ist wohl übertrieben.

    • Jan

      („Stammtischig“, was für ein Wort.) Nein, nach Stammtischniveau sieht das hier überhaupt nicht aus. Der Text verdeutlicht sehr gut, was gerade passiert: CDU und FDP wollen ihre Werte wieder in der Gesellschaft verankern, mainstreamen und sind damit leider relativ erfolgreich.
      Der Text trifft den Nagel auf den Kopf.
      Danke dafür.

    • http://laute-irrt.de Moritz

      Okay – als „Hype“ würde ich das eher nicht bezeichnen, aber nachdem ich diese lächerliche Liste von Frau Schröder gelesen habe, weiß ich, was du meinst :). Wobei sie natürlich viele konservative Werte, wie „in der Sonne liegen“, „sich ein Eis kaufen“, „mit Freunden ins Kino gehen“, „tanzen“ und „Geschlechtsverkehr“ (nichts ist konservativer, als nackt auf der Wiese zu liegen und Nachkommen zu zeugen, oder?) außen vor lässt.

  • http://lumma.de Nico

    Danke, Mina, für diese Zeilen. Du sprichst mir aus der Seele. Es wird nur noch verwaltet, nicht mehr gestaltet und für die großen Ziele mit vielen kleinen Schritten fehlt der Mut.

    Nicht nur modern sollte die Politik sein, sondern fortschrittlich. Das ist leider auch bei der SPD in den Jahren in Vergessenheit geraten oder wurde durch „gutes Regieren“ verdrängt.

  • Frank Berg

    Für viele Menschen sind diese sog atypischen Beschäftigungsverhältnisse Ideal. Als Nebenjob zum Studium. Als Einstiegsmöglichkeit in den Arbeitsmarkt oder sogar parallel zur Kinderbetreuung, um nicht den Anschluss an das Berufsleben zu verlieren. Sie bieten Flexibilität. Schade, dass Du in das linke demagogische Horn bläst und die Realität außen vor lässt.
    Und Leben kann man hier von seiner Arbeit. Nur sollte nicht erwartet werden, ohne Qualifikation (die jeder nach seiner eigenverantwortlichen Entscheidung erwirbt oder halt nicht) ein Leben in Saus und Braus führen zu können. Aber das ist auch richtig so. Das liegt in der eigenen Verantwortung.

    • Mina

      Klar, als Nebenjob für Student_innen - oder parallel zur Kinderbetreuung. Genau das Weltbild der Konservativen und genau ihre Zielgruppen: gut verdienende, akademische Mittelschicht mit nicht-Vollzeit-arbeitenden Müttern. Dazu passt dann auch das „wer leistet verdient“ Weltbild. Zu diesem Mythos habe ich an anderer Stelle schon ausreichend gebloggt, möchte mich an dieser Stelle dazu nicht wiederholen.

      • Frank Berg

        Ja stimmt. Genau die, die das alles hier finanzieren, die Arbeitsplätze schaffen, die Forschung und Innovationen umsetzen.
        Was ich letztendlich meinte, jeder sollte und muss für sein Handeln Verantwortung übernehmen. Eine Gesellschaft, in der alle Verantwortung der Staat übernimmt, wird nur lethargisch und scheitert. Das „Leistungsprinzip“ wohnt dem Menschen nun mal inne, seit Anbeginn der Menschheit. Man kann nun darauf setzen oder es verleugnen und versuchen, dem Menschen abzugewöhnen, also quasi umerziehen. Aber das will doch niemand wirklich, oder?

        • Mina

          Genau. Die anderen leisten nämlich nichts. Schmarotzer! Und das Hartz IV Kind, das keine Gymnasialempfehlung bekommt weil es Justin heißt und die Eltern arbeitslos, dessen Lehrer_innen es schon für dümmer halten, es so behandeln und eben weniger fördern, ja, das ist auch selber Schuld. Und wenn die Eltern sich mit atypischer Beschäftigung über Wasser halten und ihr Selbstwertgefühl am Arsch ist, weil Leute wie Sie ihnen sagen, dass sie nichts fürs Land beitragen, ja, genau. Selbst schuld, wenn sie da nicht rauskommen!
          Aber das will doch niemand wirklich, oder?

          • Frank Berg

            Nun, ich bin so ein Arbeitskind. Dass dank der Möglichkeiten nach dem Hauptschulabschluss und Lehre dann später über den 2. Bildungsweg Abi gemacht hat und studierte. Finanziert mit Nebenjobs, ohne Bafög oder Eltern. Unter 6DM/h. Während Kumpels lieber Bier trinken gegangen sind, die heute dann halt weniger verdienen und teilweise arbeitslos sind. Wer will der kann auch! Aber niemand darf erwarten, alles auf dem silbernen Tablett serviert zu bekommen.

          • Mina

            Niemand spricht davon, etwas auf silbernem Tablett zu servieren. Kitaplätze für alle, bessere Chancengleichheit im Schulsystem usw sind übrigens Standard in vielen Ländern. Kein Luxus. Standard. Nur in Deutschland möchte eine Mittelschicht mit Reihenhaus gerne den Mythos bewahren, dass sie alleine es nur auf Grund ihres Könnens geschafft hat, zu studieren und alles zu werden, was sie wollten. Nicht durch Privilegien, Strukturen oder Herkunft, nein, das würde ja am Selbst- und Weltbild kratzen.

  • Sascha Stoltenow

    Ich bin kein CDU-Anhänger, aber die Punkte, die Du mit Blick auf die Situation auf dem Arbeitsmarkt ansprichst, haben auch eine andere Dimension. Deutlich wird das u.a. an unbesetzten Lehrstellen und Ausbildungsabbrüchen. Dazu zwei Links auf Statistiken:

    Nichtbesetzung: http://de.statista.com/statistik/daten/studie/5058/umfrage/gruende-fuer-nichtbesetzung-von-ausbildungsplaetzen/

    Abbrüche: http://de.statista.com/statistik/daten/studie/1733/umfrage/ausbildungsabbrueche-nach-berufen/

    Aus meinem Umfeld könnte ich zahlreiche Beispiele nennen, in denenen (Klein)Unternehmer einfach keine geeigneten bzw. willigen (nicht willenlose) Bewerber finden - und zwar für gut bezahlte Jobs. Diese Lücke zu schließen, wäre für mich sozialdemokratische Politik. Positionen hierzu? Fehlanzeige. Und so ist kein Wunder, wenn die Wählerinnen sich für eine uneitle Machttechnikerin wie Merkel entscheiden, statt einen Kandidaten, der sich einen Alltagsrassisten und Hetzer zum Berater wählt. Merkel bekommt es hun, dass vieles so bleibt, wie es ist, und das finden ausreichend viele Menschen gut.

    • Mina

      Doch, da gibt es Positionen zu. Schon allein kostenlose Kitas sind eine Position.

      Von 100 studienberechtigten Kindern ohne akademische Eltern studieren nur um die 20, von 100 studienberechtigten Kindern mit akademischen Eltern 77 - auch mit gleicher Leistung. Das liegt u.a. an den Filtersystemen der Schulen - und geht bis in die frühkindliche Bildung und Förderung zurück. Die Sozialdemokratie hat dazu klare Positionen: kostenlose Kitas für alle würde große Lücken für ganze Schichten schließen und den Rückstand, den viele Kinder bereits in der Grundschule haben, verkleinern. Nur um einen Punkt zu nennen. Würden aus diesen „untpyischen“ Schichten mehr Kiner studieren, könnte der Fachkräftemangel zumindest zum Teil aufgefangen werden.

      • Sascha Stoltenow

        Einspruch: Diese Positionen machen den Staat verantwortlich. Das ist eine im Kern sozialdemokratische Haltung. Mir geht es darum, Selbstverantwortung zu fördern. Mit Blick auf die KiTa-Situation ein Beispiel: Wenn so viele Plätze fehlen, warum gibt es dann nicht mehr Elterninitiativen, die das in die Hand nehmen. Stattdessen verharren viele in lautstarker Verzweiflung und stellen Ansprüche.

      • http://stefanolix.wordpress.com/ stefanolix

        Fachkräftemangel gibt es gerade in Berufen, die kein Hochschulstudium voraussetzen: Gerade die Branchen, in denen wir noch stark sind, brauchen sehr gute Facharbeiter und Meister.

        Die Kinder von Arbeitern und Handwerkern wissen, dass es später noch viele Aufstiegsfortbildungen gibt und dass sie diese nutzen können. Sie konzentrieren sich also zunächst auf ihre Stärken und beginnen eine Ausbildung. Aufstiegsfortbildungen sind seit der Einführung des Meister-BAFöG gefragt wie noch nie. Seit einiger Zeit berechtigen IHK- oder HWK-Abschlüsse wie Meister und Betriebswirt zum Hochschulstudium. Das ist ein zweiter, aber sehr interessanter Bildungsweg. Er ist nämlich materiell abgesichert und man geht ihn Schritt für Schritt.

        Die Kinder von Arbeitern und Handwerkern sehen gleichzeitig, dass viele »direkte« Hochschulabsolventen ohne Berufsausbildung heute unsicherer leben als ein Facharbeiter. Warum sollen sie sich das antun?

        • Mina

          Das stimmt nicht, bei Akademiker_innen liegt die Arbeitslosenquote bei etwa 2,5% - der niedrigsten aller Beschäftigten.
          „Sie konzentrieren sich auf ihre Stärken“ - genau. Weil ein ein Arbeiterkind mit gleichem Abi-Schnitt wie ein Akademikerkind „natürlich“ besser geeignet ist um handwerklich zu arbeiten, oder was? Das wird Gott so gefügt haben! Ernsthaft jetzt, bitte lass diese eklige Einsortierung von Menschen in Schubladen auf Grund ihrer Herkunft. Dieser Mythos, Menschen wären für x oder y besser oder schlechter geeignet, weil sie aus nem Reihenhaus oder Plattenbau kommen, widert mich an, und mir ist meine Zeit zu schade, so was hier zu kommentieren.

          • http://stefanolix.wordpress.com/ stefanolix

            Folgende Richtigstellung: Ich bin seit vielen Jahren ehrenamtlicher Prüfer in Weiterbildungsprüfungen und ich bin natürlich überzeugt von diesen Bildungswegen. Ihre Schlussfolgerungen treffen hier wirklich den Falschen ;-)

            Das Berufsbildungsgesetz definiert mehrere Wege der Aus- und Weiterbildung. Es gibt für qualifizierte Facharbeiter und Angestellte heute keine Endstation mehr. Es gibt sehr viele gangbare Wege zum Erfolg durch Bildung.

            Die Aufstiegsfortbildungen wurden durch die große Koalition CDU/SPD gestärkt (Meister-BAFöG, Gleichstellung mit anderen Abschlüssen, Erhöhung des Niveaus). Die Statistik zeigt, dass die Absolventen (Fachwirte, Meister, Betriebswirte) in stabilen Beschäftigungsverhältnissen gut bis sehr gut verdienen.

            Die nominelle Arbeitslosenquote bei Akademikern ist deshalb so niedrig, weil viele Akademiker in prekären Jobs und oft auch unterhalb ihrer Qualifikation arbeiten. Ein Arbeiter bei BMW, VW oder Daimler hat eine ungleich bessere materielle Absicherung als viele studierte Menschen.

          • Mina

            Ich hab hier das aktuelle Handbuch des IAB für 2013 liegen. Ich kann Ihre Thesen darin leider nicht wieder finden. Vielleicht haben Sie ja ein paar Quellen zur Hand.

  • http://drikkes.com drikkes

    Modern wäre, das Ehegattensplitting abzuschaffen, statt es auf alle Lebenspartnerschaftsmodelle auszuweiten.
    Fast könnte man meinen, so ein Urteil zum Ende der Legislaturperiode kommt der CDU/CSU sogar entgegen, vergrößerte es doch den Kreis, dem die SPD es wieder wegnehmen müßte. Aber auch nur, wenn man denn an einen Machtwechsel glaubte.

  • http://stefanolix.wordpress.com/ stefanolix

    Zum Thema »atypisch«: Der »typische« Zustand hat sich zu allen Zeiten geändert. In der Sprache, in der Lebensweise, in der Technik, in der Kultur. Wer möchte gern in den typischen 1950er oder 1960er Jahren leben?

    Jetzt besteht offenbar auf beiden Seiten Bedarf an bisher atypischen Beschäftigungsverhältnissen: Bei den Arbeitgebern und bei den Arbeitnehmern. Damit verändert sich eben auch der »typische« Zustand.

    Zum Beispiel: Weil manche Menschen einen Teilzeitjob bevorzugen, weil viele Bildungshungrige Studium und Arbeit verbinden müssen oder weil Menschen im Ruhestand etwas dazuverdienen. Die Lebensentwürfe werden vielfältiger, also auch die Beschäftigung.

    Letztlich auch aus einem weiteren Grund: Weil langzeitarbeitslose Menschen wieder allmählich in Arbeit geführt werden. Man muss nicht alles schlecht machen, was einem früheren »typischen Zustand« nicht mehr entspricht.

    • Mina

      „Atypisch“ ist der Fachausdruck des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Egal wie sehr man es dreht, es wird kein Schuh mehr draus.

  • Struppi

    Was mich daran wundert (an Merkel und K. Schröder), dass sie unbedingt unter dem Denkmantel modern laufen möchten.

    Wie du ja schon schriebst, es ist ein Oxymoron beides sein zu wollen. modern und konservativ. Zumindest wenn es darum geht, ein Weltbild zu vertreten. Das ist aber das was Volksparteien anscheinend immer weniger versuchen, Bewegungen zu sein, für Menschen die ein Weltbild teilen.

    Das ganze muss nicht einmal dogmatisch sein, es gab schon immer moderne Konservative und konservative Moderne in den Parteien. Aber wenn ich CDU Wähler wäre, würde ich mich schon lange nicht mehr durch diese CDU vertreten fühlen (ebenso bei der SPD). Denn Merkel ist nicht konservativ, aber auch nicht modern. Und Steinbrück ist kein Sozialdemokrat, aber auch kein Konservativer.

    Das ist aber das Problem, dass die Parteien in unseren medialen Gesellschaft haben. Sie meinen sie müßten immer alle Menschen vertreten, anstatt auf eine „Zielgruppe“ zu schauen und vor allem auch zu hören. Das läßt sich an der SPD, aber auch an den Piraten verfolgen. Nur weil plötzlich ein „Shitstorm“ den Eindruck erweckt alle finden dieses oder jenes doof wird zurück gerudert, anstatt zu sagen, ok 90% aller Menschen teilen nicht unsere Meinung, aber wenn uns die restlichen 10% wählen, haben wir eine Stimme und können vielleicht Teile unserer Ideen in die Enscheidungsfindung einbringen.

    Stattdessen wird versucht es allen zu recht zu machen und neue Ideen werden ängstlich zerredet.

    Wenn die Parteien zu ihrem Weltbild - oder wegen mir auch Ideologien - stehen würden, dann wären sie auch wieder wählbar. So sind sie es nur noch für etwas mehr als die Hälfte der Bevölkerung. Genau wegen solchen Aussagen, die du hier kritisierst.

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  • Silke

    Wenn ich hier die neoliberal gefärbten Kommentare lese, wie toll doch alles ist, wird mir schlecht. Dass sind doch i d R Leute, denen es selbst gut geht, und die nicht auf andere schauen. Ob man es schafft in diesem System und welche Forderungen und Hang zur Konformität man dabei aufbringen muss, das ist doch die Frage. Dazu gehört auch Glück, Unterstützung, Vitamin B, und und und…. Und wo Gewinner sind, sind immer auch Verlierer, aber das scheint für einige ok zu sein.

    @ Mina, danke für deine Postings.

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