Eigentlich wollte ich ein Review zu Starbound schreiben (kommt noch!), aber dann hatte ich heute doch mehr Lust, über - wait for it - so ein blödes Genderthema zu schreiben. Tschuldigung. Dschändathema.
Aber im Ernst. Zur Einstimmung auf den Weltfrauentag am 8. März möchte ich heute mal über etwas schreiben, das mir schon ein bisschen länger diffus auf der Seele lag, und das ich heute wohl erst richtig in Worte packen kann. Wie die meisten aus den letzten Jahren hoffentlich gelernt haben, ist die Repräsentation verschiedener Gruppen in Film, Fernsehen und (sonstigen) Medien wichtig. Es gibt den Bechdel-Test für Filme, Spiele, Serien, Bücher etc., der als Minimumansatz so niedrig schwellig konzipiert wurde, um umso besser aufzeigen zu können, dass unsere Popkultur nicht mal das schafft (kurz erklärt: zwei Frauen sollen einmal über etwas anderes miteinander reden als über einen Mann). Und ich hätte so was gerne für nicht-Fiktion bzw. Sachthemen.
Immer wieder stößt mir - und vielen anderen Menschen - der niedrige Anteil von Frauen in z.B. Fernsehsendungen, Talkshows oder Podcasts auf. Selbst wenn sie dann eingeladen werden, sollen sie häufig über „Frauenthemen“ oder Diversitätsthemen sprechen - sie werden erst dann interessant, wenn es darum geht, über ihre eigene Benachteiligung zu sprechen und eine Betroffene benötigt wird. Noch schlimmer steht es um andere Gruppen wie People of Color, Transsexuelle, Muslime usw. usf., um nur einige zu nennen. Durch diesen Mechanismus wird bei Minderheiten jeglicher Expertenstatus darauf reduziert, sich mit Diskriminierung auszukennen - unabhängig von ihren eigentlichen Expertisen und Hintergründen. Dies wiederum führt dazu, dass Frauen (und andere Gruppen, an dieser Stelle aber einmal mit Frauen durchexerziert), in einen Kreislauf geraten, in dem sie immer wieder nur die Tokenfrau sein darf, die nur über Diskriminierung reden darf und deren andere Fähigkeiten komplett in den Hintergrund treten. Die resultierende Fremdzuschreibung ist schwer abzulegen.
Introducing: der 20ND-Test.
Der 20ND-Test heißt folgendes: über den Zeitraum von einem Jahr müssen im Schnitt 20% Frauen in Talkshows, Podcasts und anderen Formaten präsent sein, und Nicht über Diskriminierung/Diversität sprechen (sondern über was anderes). Moderatorinnen und Co-Hosts zählen nicht. Es geht um Gäste, befragte Expert_innen und andere Interviewte.
Warum nur 20%?
Nun, den Erfahrungen des Geena Davis Institute for Gender In Media zufolge nehmen Männer Gruppen, die zu 17% aus Frauen bestehen, als 50-50 repräsentiert wahr. Und weil 17% eine lächerlich geringe Zahl ist und etwas unhandlich, runde ich sie auf sagenhafte 20% auf. Das ist eine Frau alle fünf Gäste.
Selbst Günther Jauch schafft das ab und zu - und ihr wollt doch keine Podcasts und Shows produzieren, die schlechter repräsentativ sind als Jauch?
Also: alle Podcasts, alle Radioshows, alle Fernsehsendungen, alle Gemeinschaftsblogs, alle sonstwie produzierten Formate: fühlt euch herausgefordert. Schafft ihr den 20ND-Test?
Titelbild: freies Stockphoto von Unfinished Business

